Fischwanderung beim Wasserkraftwerk Lienz wird verbessert
16.09.21
Die SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) startete gestern mit der Sanierung des Wasserkraftwerks Lienz am Rheintaler Binnenkanal. Die vorgesehenen baulichen Massnahmen verbessern die Fischgängigkeit am Kraftwerk massgeblich. Die Umbauarbeiten wurden vom Bundesamt für Umwelt (BAfU) im Rahmen des 2011 in Kraft gesetzten Gewässerschutzgesetzes geprüft und freigegeben. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Herbst 2022.

Was bisher nur flussaufwärts möglich war, ist nach Fertigstellung der Umbauarbeiten in beiden Richtungen möglich: die Fischwanderung. Mit der Sanierung des Wasserkraftwerks Lienz verbessert die SAK die Fischgängigkeit am Kraftwerk. Während des geplanten einjährigen Bauprojekts wird eine neue Fischtreppe und ein Umgehungsgewässer sowie eine Fischabstiegsklappe erstellt. Künftig lotst ein neues Leitrechensystem die Tiere zum neuen Abstiegskanal.

Lienz ist nur der Anfang
Der Rheintaler Binnenkanal ist ein wichtiges Gewässer für viele Fische, bestätigt Ralph Egeter, Leiter Projektentwicklung SAK: «Hier leben 23 einheimische Fischarten – darunter auch vom Aussterben bedrohte Arten wie die Nase, Bitterlinge oder der Aal. Bisher war es diesen nur möglich, sich flussaufwärts über eine Fischtreppe zu bewegen. Die Lösung aus den 50-er Jahren stellte sich aber nicht als optimal heraus, da die Treppe sehr steil ist. Mit unserem Sanierungsprojekt am Wasserkraftwerk Lienz verbessern wir die Fischwanderung, sowohl flussauf- wie auch flussabwärts, massgeblich. Das Kraftwerk Lienz markiert dabei nur den Anfang unserer Bestrebungen: in den nächsten drei Jahren werden wir auch die Kraftwerke Blatten und Montlingen sanieren und damit den Fischen die durchläufige Wanderung im Rheintaler Binnenkanal in beide Richtungen ermöglichen.»

Binnenkanal wird provisorisch umgeleitet
In einem ersten Schritt wird die Turbine des Kraftwerks ausgebaut und durch ein Durchlaufrohr ersetzt. Anschliessend wird der Kanal-Abschnitt rund um das Wehr mittels provisorischen Dämmen abgedichtet und der Binnenkanal durch das Rohrsystem des Kraftwerks geleitet. Diese initialen Arbeiten dauern bis Ende Oktober. «Diese Massnahmen sind notwendig, damit wir ab November 2021 die nötigen Sanierungsarbeiten am Stauwehr im Trockenen durchführen und eine Trübung des Wassers verhindern können», erklärt Ralph Egeter. Gemäss Bauplan wird die provisorische Wasserumleitung im Frühjahr 2022 umgestellt, sodass das Wasser wieder über das Wehr abfliessen kann. Darauffolgend beginnt die Sanierung des Kraftwerkzulaufs. In diesem Bauschritt wird ein neuer Horizontalrechen beim Einlaufbereich installiert.

Neues Umgehungsgewässer vereinfacht Fischaufstieg
Gleichzeitig mit den ersten Sanierungsarbeiten an der Kraftwerksanlage wird ab November 2021 auch das neue Umgehungsgewässer für den Fischaufstieg gebaut. «Für diesen Kanal können wir eine bereits bestehende Wasserrinne neben dem Kraftwerk zu einem kleinen natürlichen Gewässer ausbauen», erklärt Ralph Egeter. «Dieses Umgehungsgewässer schliessen wir oberhalb des Kraftwerks direkt mit dem Binnenkanal zusammen. Unterhalb des Kraftwerks verbindet die Fischtreppe das Umgehungsgewässer mit dem Binnenkanal. Dadurch kann der Fisch über die Fischtreppe und das renaturierte Umgehungsgewässer in den Oberlauf des Binnenkanals aufsteigen und weiter oben Laichplätze suchen.» Das komplette Sanierungsprojekt am Kraftwerk Lienz dauert voraussichtlich bis Oktober 2022.

Bund zahlt Sanierung
Seit 2011 gilt in der Schweiz das neue Gewässerschutzgesetz, das Massnahmen zur Wiederherstellung der Fischwanderung in Schweizer Flüssen vorschreibt. Betreiber von Hindernissen, die diese Wanderung wesentlich beeinträchtigen, sind vom Bundesamt für Umwelt (BAfU) dazu verpflichtet, Sanierungen vorzunehmen. Rund 1’000 Querbauten müssen im Rahmen dieses neuen Gesetzes bauliche Massnahmen ergreifen, darunter auch die drei Kraftwerke der SAK am Rheintaler Binnenkanal. Die Sanierungsprojekte der Kraftwerke Lienz, Blatten und Montlingen erarbeitete die SAK in enger Zusammenarbeit mit den BAfU und dem Amt für Wasser und Energie (AWE) des Kantons St. Gallen. Die Kosten der Sanierung am Kraftwerk Lienz betragen rund 3 Mio. Franken und werden vom Bund übernommen. Ergänzend wird die SAK für den temporären Ausfall der Anlage und für künftige Einbussen bei der Stromproduktion, welche durch die verminderte Wassermenge entstehen, entschädigt.

Quelle: www.werdenberg-aktuell.ch