Das Hochwasserschutzprojekt wird konkret
01.05.21
Die Gemeinden im Unteren Rheintal sollen vor Hochwasser geschützt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden am Rheintaler Binnenkanal verschiedene Schutzmassnahmen geplant. Der Entwurf des Bauprojekts wird bei Bund und Kanton zur Vorprüfung eingereicht.

von Ralph Dietsche
Mit dem Hochwasserschutzprojekt am Rheintaler Binnenkanal sollen verschiedene Ziele erreicht werden. Im Zentrum steht der Schutz des Siedlungsgebiets und der Industrie vor einem statistisch gesehen alle hundert Jahre stattfindenden Hochwasserereignis. Bei der Umsetzung des Projekts werden der Rheintaler Binnenkanal und die Rietaach als Naherholungsgebiet aufgewertet. Zudem sind gezielte Massnahmen zur Verbesserung der Ökologie vorgesehen. Und auch die Landwirtschaft soll profitieren: Durch die Verbesserung der Entwässerung mit den Meliorationsleitungen im vorgesehenen Rückhalteraum wird die landwirtschaftliche Nutzung optimiert. Insgesamt wird mit Investitionskosten von 41,3 Millionen Franken gerechnet. Die Realisierung des Projektes soll nach heutigem Zeitplan von 2025 bis 2027 erfolgen.

Rückhalteraum bei Drei Brücken
Im Gebiet Drei Brücken soll ein Rückhalteraum mit einem Drosselbauwerk entstehen. Mit diesem werden künftig Abflussspitzen gebrochen und die darunterliegenden Gebiete vor Überflutungen geschützt. Entlang der Strasse ist beim Windschutzstreifen zwischen der Rietmüli und dem Krummensee ein rund 1,1 Kilometer langer Hauptdamm vorgesehen. Zusätzlich werden Zwischen- und Seitendämme realisiert, damit rund 700’000 Kubik Wasser kurzzeitig zurückgehalten werden können. Im Ereignisfall wird die Wassermenge, welche von den Drei Brücken abwärts fliesst, gedrosselt. Mit dieser Massnahme kann der Abfluss des Binnenkanals auf den Maximalpegel eingestellt werden. Es wird nur das notwendigste Wasser im Rückhalteraum zurückgehalten. Auch berücksichtigt ist, dass es bei den Zuflüssen Äächeli und Littenbach zu keinen Rückstauungen kommt. Bei den Höfen im Rückhalteraum wird die Hofentwässerung angepasst und beim Erlenhof sind permanente Objektschutzmassnahmen geplant. Beim Werkhof der Melioration sollen mobile Objektschutzmassnahmen realisiert werden.

Uferlinien werden erhöht
Damit der Überflutungsraum möglichst minimiert werden kann, sind unterhalb des Rückhalteraumes zusätzliche Massnahmen notwendig. Durch Dammschüttungen und Stellriemen werden die Uferlinien erhöht. Weiter müssen bei der Brücke Neugasse und bei der Gleisbrücke Viscose Anpassungen vorgenommen werden, damit es dort nicht zu Rückstau kommt. Das Hochwasserschutzprojekt betrifft einen zirka acht Kilometer langen Abschnitt des Rheintaler Binnenkanals von St. Margrethen bis Höhe Mittlerer Seegraben sowie zwei Kilometer der Rietaach.

Ökologie wird verbessert
Um die Ökologie des heutigen, monotonen Gewässers zu verbessern, werden die Sohle und der Uferbereich stärker strukturiert. Weiter wird das Naturschutzgebiet Moosanger mit dem Binnenkanal vernetzt und die Aufwertungsmassnahmen an der Rietaach werden bis zum Naturschutzgebiet Obermäder weitergeführt. Von den ökologischen Massnahmen werden auch Erholungssuchende profitieren. Zudem wird in Widnau und in Au der Zugang zum Gewässer verbessert.

Aktuell laufen Verhandlungen
Damit das Hochwasserschutzprojekt realisiert werden kann, werden etwa 4,7 Hektaren Land benötigt. Die Verhandlungen bezüglich dem Landerwerb und dem Landabtausch laufen aktuell. Zudem wurde mit Experten des Bauernverbandes die Entschädigungsregelung für allfällige Ereignisfälle ausgearbeitet. Zusammen mit den Bewirtschaftern und der Melioration wurden verschiedene Entwässerungsmassnahmen entwickelt. Davon profitiert die Landwirtschaft nicht nur im Ereignisfall eines Einstaus, sondern auch bei üblichen Niederschlagsereignissen. Für trockenere Phasen ist vorgesorgt: Mit einem Schieber kann bei Trockenwetter eine unerwünschte Entwässerung gestoppt werden.

Modell wird angefertigt
Damit die geplanten Hochwasserschutzmassnahmen besser nachvollzogen werden können, wird aktuell in einem Versuchslabor vom Bereich des Rückhalteraums ein Modell im Massstab 1:40 modelliert. Mit den hybriden Modellversuchen können die berechneten Werte überprüft werden. Weiter werden numerische Animationen angefertigt, damit der breiten Bevölkerung realitätsnah gezeigt werden kann, wie das Drosselbauwerk bei einem Hochwasserereignis funktionieren. Ab Herbst 2021 werden Besichtigungsfahrten zum Versuchslabor organisiert. Aktuell wird der Entwurf des Bauprojekts verschiedenen kantonalen Fachstellen, der Begleitgruppe sowie Umweltverbänden vorgestellt. Anschliessend erfolgt die Vorprüfung durch Bund und Kanton. Parallel dazu werden ergänzende Unterlagen für das definitive Bauprojekt erarbeitet. Nach der Vorprüfung findet das Mitwirkungsverfahren statt. Ziel ist es, dass die geplanten Hochwasserschutzmassnahmen im Sommer 2022 aufgelegt werden können.
Weitere Informationen zum Hochwasserschutzprojekt gibt es auf der Homepage des Zweckverband Rheintaler Binnenkanalunternehmen unter www.binnenkanal.ch/hochwasser.

Bildlegende: Hier bei Drei Brücken soll ein Drosselbauwerk mit Rückhalteraum erstellt werden. Im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutzprojekt wird auch die Ökologie verbessert und das Naherholungsgebiet aufgewertet. Foto: radi