Mitwirkungsmöglichkeit dürfte rege genutzt werden
18.08.22

Rund 50 Personen informierten sich am Mittwoch, 17. August, im Feuerwehrdepot in Oberriet über die geplanten Hochwasserschutzmassnahmen am Rheintaler Binnenkanal. Die Möglichkeit Fragen zu stellen sowie Inputs zu platzieren wurde rege genutzt.

44 Millionen Franken sollen am Rheintaler Binnenkanal in den nächsten Jahren für Hochwasserschutzmassnahmen investiert werden. Herzstück des Projekts ist ein Drosselbauwerk mit Rückhalteraum bei den Drei Brücken. Weiter sind Aufweitungen und ökologische Aufwertungen am Binnenkanal und an der Rietaach sowie Ufererhöhungen und Anpassungen bei Brücken geplant. Das Projekt beinhaltet nebst dem Hochwasserschutz auch Verbesserungen im Bereich der Landwirtschaft, Melioration, Ökologie und der Naherholung. Sämtliche Projektunterlagen und Pläne sind ab heute Donnerstag, 18. August, auf www.binnenkanal.ch sowie auf der Stadtkanzlei in Altstätten und den Gemeinderatskanzleien der Verbandsgemeinden zwischen Sennwald und St.Margrethen einsehbar. Interessierte können sich intensiv mit dem Projekt befassen und bei Bedarf am 12. oder 13. September das im Massstab 1:40 erstellte Modell im deutschen Obernach besichtigen. Für die Teilnahme an der Exkursion kann man sich auf der Homepage oder telefonisch beim Rheintaler Binnenkanalunternehmen anmelden. Die Bevölkerung ist eingeladen im Mitwirkungsverfahren ihre Ideen, Optimierungsvorschläge und Fragen bis Ende September über das Online-Tool oder per Post einzureichen.

Projekt stösst auf grosses Interesse
Auch der zweite Informationsanlass zum Hochwasserschutzprojekt – der erste fand am 16. August in Heerbrugg statt – zeigte eindrücklich auf, dass die Bevölkerung grosses Interesse an den Schutzmassnahmen und generell an der Entwicklung der Region hat. So beteiligten sich die Besucherinnen und Besucher der Informationsveranstaltung engagiert in der Frage- und Diskussionsrunde. Einzelne Votanten forderten das Projektteam auf, sich nicht nur Gedanken zum kontrollierten Ableiten von Wasser bei einem Hochwasserereignis zu machen, sondern auch das Speichern von Wasser für Dürren zu prüfen. Projektleiter Roland Hollenstein erklärte, dass dafür das nötige Volumen fehlt. Daher sei nicht beabsichtigt diesem Aspekt Rechnung zu tragen. Dasselbe gilt für die Stromproduktion, welche beim Drosselbauwerk angeregt wurde. Diese wäre technisch theoretisch möglich. Allerdings müsste eine Druckdifferenz aufgebaut werden. Um diese zu erreichen, würde zusätzliches Landwirtschaftsland beansprucht. «Am Schluss ist es immer eine Güterabwägung. In diesem Fall wurde der Erhalt des Landwirtschaftslandes höher gewichtet», erklärt der Fachmann Roland Hollenstein. Trotzdem werden die Inputs im Rahmen des Mitwirkungsverfahren nochmals geprüft.

Folgen für Anrainer oberhalb des Drosselbauwerks
Besonders interessiert war ein Grossteil der Teilnehmenden an den möglichen Auswirkungen für die Anrainer oberhalb des Drosselbauwerks. Diese dürften allerdings nicht ins Gewicht fallen. Sprich der Wasserspiegel wird auch beim Zurückhalten von Wassermassen im Rückhalteraum im oberen Teil des Rheintals nicht merklich steigen. Zumindest nicht auf einer langen und dicht besiedelten Strecke. Als zusätzlicher Input wurde angeregt, dass die Auflandungen entlang der Böschungen des Rheintaler Binnenkanals regelmässiger und rascher abgetragen werden sollten. So würde der Bach an Volumen gewinnen und könnte mehr Wasser aufnehmen. Sascha Weder, Geschäftsführer des Rheintaler Binnenkanalunternehmens, erläuterte in der Folge das Unterhaltskonzept und zeigte auf, dass die Arbeiten etappenweise ausgeführt werden: «Das Binnenkanalunternehmen wendet jährlich 300’000 bis 500’000 Franken für das Abschälen der Böschungen – das Abtragen der Verlandungen – auf.» Ein weiteres Thema – welches am Abend nicht gelöst werden konnte – ist der Biber. Matthias Kreis von der Melioration der Rheinebene bezeichnete das Rheintal als «Biber-Hotspot» im Kantons St.Gallen. «Der Kanton arbeitet an einem Biberkonzept. Dieses soll unter anderem vorsehen, dass Biberschäden von der öffentlichen Hand finanziell mitgetragen werden. Nur die Grössenordnung der kantonalen Unterstützung entspricht noch nicht meiner Erwartung», sagt Matthias Kreis.

Trotz Skepsis positive Grundhaltung
Generell vermittelten die Anwesenden den Eindruck, dass sie die Dringlichkeit der Hochwasserschutzmassnahmen mehrheitlich sehen. Sie lobten auch die gute und umfassende Präsentation. Einige Inputs gingen dennoch zu zusätzlichen oder alternativen Massnahmen ein. Diese werden im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens geprüft. Ebenfalls nochmals detailliert geprüft werden die Möglichkeiten für das Aus- und Einwassern von Gummibooten vor und nach dem Drosselbauwerk. Es wurde angeregt, dass für die Böötler möglichst eine Alternative zur Strassenüberquerung geboten werden sollte. Dies in erster Linie aus Sicherheitsgründen.

Auf dem Weg zum Ziel
Ein Votant erkundigte sich nach möglichen Alternativen zum präsentierten Hochwasserschutz-Projekt. Der Fachplaner Roland Hollenstein zeigte ihm auf, dass es beim Hochwasserschutz generell vier Lösungsansätze gibt. Entweder werden die Wassermengen durchgeleitet, umgeleitet oder zurückgehalten. Eine zusätzliche Alternative wären Objektschutzmassnahmen. Meist werden verschiedene Massnahmen miteinander kombiniert. Genauso wie am Rheintaler Binnenkanal. Zum Schluss forderte Roland Wälter die Anwesenden nochmals dazu auf ihre Inputs im Rahmen der Mitwirkung einzureichen. Denn genau für dies sei sie da. Am Schluss schloss er mit denselben Worten wie am Vortag: «Wir sind mit dem Projekt und den Gesprächen mit den Direktbetroffenen auf gutem Weg; aber noch nicht am Ziel.»
Bildlegende: Roland Wälter (v.l.) informierte als Verwaltungsratspräsident des Rheintaler Binnenkanalunternehmens zusammen mit Sascha Weder (Geschäftsführer), Projektleiter Roland Hollenstein und Matthias Kreis von der Melioration der Rheinebene die Bevölkerung über die geplanten Hochwasserschutzmassnahmen. Foto+Bericht: Ralph Dietsche